Autor: Gehrig, Hermann, Sonnenschein, A., Oldenburger, G.
Jahr der Erstauflage_wdk: 1905
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Bergmännische Schule, Hüttenmännische Schule
Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
Geschlecht (WdK): Jungen
88
------ - ' " "
Iii. Abschnitt
farne als Kletterfarne, während Staudertfarne, wie sie fast ausschließlich
in der Jetztzeit leben, sehr selten sind. An ihren gefiederten Blättern, welche
häufiger bis 3 m lange Wedel bilden, können die verschiedenen Farnarten
deutlich erkannt werden. Auch Wurzelstöcke, sogenannte „Stigmarien",
findet man sehr zahlreich, besonders im Liegenden der Flöze.
Eine Vorstellung von dem Pflanzenwuchse zur Zeit der Steinkohlen-
formation gewährt das beigegebene Bild: Landschaft zur Steinkohlenzeit
nach Professor Potonis (Abb. 19). Wir sehen hinein in die Lichtung einer
großen, sumpfigeit Niederung, in der sich ein mächtiger Urwald aus Schup-
penbäumen, Siegelbäumen, Schachtelhalmen und Farnen ausbreitet. Die
Wurzeln, welche sich möglichst breit und flach» im Moore ausdehnen, bil-
den ein undurchdringliches Gewirre, einem Urwalde der Jetztzeit vergleich-
bar. Wollen wir uns das Bild weiter ausmalen, so müssen wir uns vor-
stellen, daß tropische Hitze die mit Kohlensäure und Wasserdamps geschwän-
gerte Luft durchzittert. Noch ist die Tierwelt schwach vertreten. Nur einige
Fischarten und Muscheltiere beleben das Wasser. Tausendfüßler bewegen sich
auf dem Boden, und im Walde schwirren Insekten von Bauin zu Baum.
Aber kein buntgefiederter Vogel durchbricht mit munterem Gesänge die
tiefe Stille der Natur; nur ab und zu hört man das Krachen mächtiger,
stürzender Stämme und das Rauschen des Wassers. Fremdartig und selt-
sam berührt uns die Landschaft aus der Werdezeit der Steinkohle.
Bei der anhaltenden Feuchtigkeit der Luft und unter Zufluß zahl-
loser Bäche bildeten sich durch das Vertorfen der absterbenden Pflanzen
im Sumpfe weit ausgedehnte Moore, richtige Waldmoore, >vie wir sie
heute noch in Amerika (Zypressensümpfe) und an anderen Orten vor-
finden. So erklärt es sich auch, daß wir im Hangenden unserer Flöze vor-
wiegend die oberirdischen Teile der Pflanzen wie Äste, Blätter und Stamm-
reste antreffen, während wir im Liegenden vorzugsweise Wurzelorgane
bemerken. Ferner findet das häufige Auftreten von senkrecht zum Flöz-
fallen stehenden Stämmen im Hangenden, den Stümpfen abgebrochener
Bäume, eine befriedigende Erklärung. Diese Stammreste, welche unten
dicker sind als oben, können sich bei der Ausgewinnung der Kohle leicht
aus dem Gestein herauslösen und zu Boden fallen. Sie sind unter dem
Namen „Sargdeckel" allgemein bekannt und gefürchtet.
Durch die auf der Oberfläche immer neu entstehenden Pflanzen wuchs
das Moor zu immer größerer Mächtigkeit an, bis gewaltige Wassermassen,
teils von Überflutungen des naheliegenden Meeres, teils von Überschwem-
mung durch Flüsse herrührend, den ganzen Urwald samt seiner Torf-
schicht unter einer mehr oder minder mächtigen Schlammdecke begruben.
Ans dem Schlammboden entwickelte sich bald eine neue Vegetation, wäh-
rend beim Erhärten der Schlammschicht aus dem Sande Sandstein, aus
Tonschlamm Schieferton und aus Geröll Konglomerate entstanden. Auf
diese Weise bildeten sich die Zwischenmittel unserer Flöze. Da allein die
Zahl der bauwürdigen Flöze im Ruhrrevier schon über 70 beträgt, muß
angenommen werden, daß die Moorbildung häufig stattgefunden hat, ein
Vorgang, der nur durch wiederholte Senkungen des Ablagerungsgebietes
zu erklären ist.
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art]]
TM Hauptwörter (200): [T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer]]
Autor: Gehrig, Hermann, Sonnenschein, A., Oldenburger, G.
Jahr der Erstauflage_wdk: 1905
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Bergmännische Schule, Hüttenmännische Schule
Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
Geschlecht (WdK): Jungen
298
Vi. Abschnitt. Aus Heimat und Vaterland
Das neue von Frankreich erworbene Gebiet im Südost von Kamerun
schafft uns einen Zugang zum Kongo. Es ist etwa viermal so groß wie
Bayern und genau wie unser Kameruner Hinterland mit Urwald be-
wachsen. Die Eingeborenen leben in der Hauptsache von Jagd und Fisch-
fang. An Feldfrüchten bauen sie nur so viel, wie sie für ihren eigenen Be-
darf nötig haben. Das Wenige, was sie von Naturerzeugnissen zum Ver-
kauf bieten, in erster Linie Kautschuk, wird nur im Raubbau gewonnen.
Somit erscheint der Wert des Landes für uns, wenigstens für den Augen-
blick noch, äußerst gering. Vielleicht aber lassen sich die Leute aus diesem
Gebiete leichter und williger für unsere Handelsgesellschaften erwerben
als unsere anderen deutschkameruner Neger. Für die Zukunft freilich läßt
sich noch nicht absehen, welch großen Wert der Holzbestand und die mög-
licherweise vorhandenen Bodenschätze dieses Gebiets für uns noch haben
können.
Die Bewohner haben sehr unter der Schlafkrankheit zu leiden. Die-
selbe wird durch den Stich eines Insektes, der Tsetsefliege, hervorgerufen.
Der Kranke wird zunächst für alle äußeren Eindrücke teilnahmlos, verfällt
dann in einen schlafartigen Zustand, der oft jahrelang dauert und meist
mit dem Tode endet. Durch diese Krankheit sind früher ziemlich stark
bevölkerte Landstriche fast völlig ausgestorben, und ihre Neubesiedelung
und Kultivierung wird dadurch geradezu in Frage gestellt. Ärztliche Kom-
missionen, welche die Krankheit an Ort und Stelle studierten, haben bisher
wenig ausrichten können. Am meisten verspricht man sich von der Trocken-
legung der die Larven dieser afrikanischen Giftfliege beherbergenden
Sümpfe.
Togo ist zwar die kleinste, aber am besten entwickelte und am dich-
testen bevölkerte unserer afrikanischen Kolonien, die einzige, die keines
Reichszuschusses mehr bedarf. Sie hat die Größe von Bayern mit dem
halben Württemberg zusammen und 1 Million Einwohner. Der Um-
stand, daß diese Kolonie an der Küste von Oberguinea zwischen französi-
schem und englischem Gebiet eingezwängt und von einem flachen, hafen-
losen Strande mit wilder Brandung begrenzt wird, daß ferner die Mün-
dung der besten Handelsstraße seines Hinterlandes, des mit Dampfern be-
fahrenen Volta, nicht in deutschem, sondern in britischem Gebiete liegt,
ließ von vornherein für ihre Entwickelung wenig Hoffnung aufkommen.
Aber seit der Anlage einer langen Landungsbrücke und eines bequemen
Weges von dem Orte Lome nach dem vielbesuchten Binnenhandelsmittel-
punkt Keto-Kratschi am Volta, besonders auch seit Errichtung einer Eisen-
bahnverbindung zwischen Lome und Anecho, dem bedeutendsten Markt-
orte an der Küste, haben sich die Verhältnisse günstiger gestaltet und ver-
sprechen eine gedeihliche Weiterentwickelung der Kolonie.
Längs der Küste finden sich zahlreich die Kokospalmen und mehr
landeinwärts Olpalmen. Die Talmulden des gebirgigen Innern erfüllt
dichter Urwald mit stattlichen Stämmen von Ebenholz- und wildwachsen-
den Kaffeebäumen. Ein Charakterbaum der Steppe ist hier der mächtigste
aller Bäume, der Afsenbrotbaum, der in keiner unserer anderen Kolonien
so zahlreich auftritt. Während sein Stamm nur eine Höhe bis zu 8 m er-
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T86: [Insel England Irland Schottland Kolonie Hafen Stadt Küste Hauptstadt Kamerun], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind]]
Extrahierte Personennamen: Württemberg
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Kamerun Togo Oberguinea Lome Volta Lome
Autor: Gehrig, Hermann, Sonnenschein, A., Oldenburger, G.
Jahr der Erstauflage_wdk: 1905
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Bergmännische Schule, Hüttenmännische Schule
Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
Geschlecht (WdK): Jungen
m
304
Vi. Abschnitt. Aus Heimat und Vaterland
110. Die Auswanderer.
Ich kann den Blick nicht von euch werrden,
ich muß euch anschaun immerdar:
Wie reicht ihr mit geschäftigen Händen
dem Schiffer eure Habe dar!
Ihr Männer, die ihr von dem Nacken
die Körbe langt, mit Brot beschwert,
das ihr aus deutschem Korn gebacken,
geröstet habt auf deutschem Herd;
Uud ihr, im Schmuck der langen Zöpfe,
ihr Schwarzwaldmädchen, braun und schlank,
wie sorgsam stellt ihr Krüg' und Töpfe
auf der Schaluppe grüne Bank!
Das sind dieselben Töpf' und Krüge,
oft an der Heimat Born gefüllt!
Wenn am Missouri alles schwiege,
sie malten euch der Heimat Bild:
Des Dorfes steingesaßte Quelle,
zu der ihr schöpfend euch gebückt,
des Herdes traute Feuerstelle,
das Wandgesims, das sie geschmückt.
Bald zieren sie im fernen Westen
des leichten Bretterhauses Wand,
bald reicht sie müden braunen Gästen,
voll frischen Trunkes, eure Hand.
Es trinkt daraus der Tscherokese,
ermattet, von der Jagd bestaubt;
nicht mehr von deutscher Rebenlese
tragt ihr sie heim, mit Grün belaubt.
O sprecht! warum zogt ihr von dannen?
Das Neckartal hat Wein und Korn,
der Schwarzwald steht voll finstrer Tannen,
im Spessart klingt des Älplers Horn.
Wie wird es in den fremden Wäldern
euch nach der Heimatberge Grün,
nach Deutschlands gelben Weizenfeldern,
nach seinen Rebenhügeln ziehn!
Wie wird das Bild der alten Tage
durch eure Träume glänzend wehn!
Gleich einer stillen, frommen Sage
wird es euch vor der Seele stehn.
Der Bootsmann winkt! — Zieht hin in Frieden!
Gott schütz' euch, Mann und Weib und Greis!
Sei Freude eurer Brust beschieden
Und euern Feldern Reis Und Mais! Ferdinand Freiligrath.
_—I—_
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel]]
TM Hauptwörter (200): [T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T168: [Holz Tisch Messer Stück Honig Stuhl Griffel Hand Narbe Papier]]
Extrahierte Personennamen: Ferdinand_Freiligrath Ferdinand
Autor: Gehrig, Hermann, Sonnenschein, A., Oldenburger, G.
Jahr der Erstauflage_wdk: 1905
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
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Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
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Schulformen (OPAC): Bergmännische Schule, Hüttenmännische Schule
Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
Geschlecht (WdK): Jungen
104
Iii. Abschnitt
und Wasserdampf, verschwindet also für das Auge. Vermoderung findet
bei Absperrung, Verwesung bei Zutritt von Luft statt.
Während Vermoderung und Verwesung auch bei gewöhnlicher oder
wenig erhöhter Temperatur vonstatteu gehen, kommen zwei entsprechende
Vorgänge, Verkohlung und Verbrennung, bei erhöhter Tempe-
ratur zustande. Der Erfolg ist aber derselbe für Vermoderung und Ver-
kohlung einerseits, für Verwesung und Verbrennung andererseits.
Die Pflanzenfaser besteht aus Kohlenstoff, Wasserstoff und Sauer-
stoff. Der Sauerstoff geht am schnellsten, der Wasserstoff langsamer und
der Kohlenstoff am langsamsten fort. Daher ist der sich bildende Torf
reicher an Kohlenstoff als die Pflanzenfaser, ans der er gebildet war. Wäh-
rend die gewöhnliche Pflanzenfaser ungefähr zur Hälfte Kohlenstoff be-
sitzt, ist im Torfe bereits ein Gehalt von mindestens 54 o/o und selbst dar-
über hinaus vorhanden.
2. Nun wollen wir uns in ältere Zeiten versetzen, wo noch kein
Mensch den Pflanzenwuchs störte. Da wuchsen auf feuchten Stellen am
flachen Ufer mächtige Bäume, die niemand fällte. Sie wuchsen so lange,
bis ihrem Leben durch Alter oder Sturm oder Erdbeben ein Ende bereitet
wurde. Dann fielen sie um, wurden von Moos und Gras bedeckt, von
Wasser überflutet. Dieses schwemmte Ton und Sand darüber und bewirkte
Luftabschluß. So entstand in einer Zeit, die wir die der Tertiärformation
nennen, die Braunkohle. Gerade in Mitteldeutschland z. B. war zu
jener Zeit offenbar eine dazu besonders geeignete, ganz flache Meeres-
küste vorhanden. Da wuchsen Bäume, die den Zypressen oder anderen
Nadelbäumen ähnlich waren. Die Einschlüsse des Bernsteins, eines aus
diesen Bäumen ausfließenden Harzes, geben iut§ vortreffliche Aufschlüsse
über tierisches und pflanzliches Leben jener Zeiten.
Noch viel älter als die Braunkohle ist der Brennstoff, den wir
Steinkohle nennen. Enthielt die Braunkohle durchschnittlich schon 70<y0
Kohlenstoff, so umfaßt die Steinkohle im Durchschnitt 83 o/o. Die Stein-
kohle ist ebenfalls nichts weiter als ein durch Vermoderung entstandener
Brennstoff. Aber als die Steinkohle sich bildete, waren die Verhältnisse
auf unserer Erde doch erheblich anders als jetzt. Das Erdinnere strahlte
noch soviel Wärine aus, daß der Unterschied in den Temperaturen zwischen
den Polen und dem Äquator kaum nennswert war. Überall herrschte eine
warme, feuchte Luft, in der eine Menge von Pflanzen ausgezeichnet ge-
dieh, welche jetzt nur in den Tropen wachsen würden. (S.abb. 10, S. >80.)
Diese Pflanzen, deren gut erhaltene Abdrücke wir noch heutigentages in
den Gesteinsschichten finden, die der Steinkohle benachbart sind, sind erstens
einmal bärlappartige Gewächse, Sigillarien genannt, ferner baumartige,
kletternde Farne, ähnlich denen, die man in botanischen Gärten sieht, und
mächtige Schachtelhalme. Diese drei Arten von Gewächsen gediehen in
dichten Wäldern, fielen, wenn sie ausgewachsen waren, zusammen und
bildeten im Laufe der Jahrhunderte (man nimmt 10 Millionen Jahre an)
jene ungeheuren Lager der Steinkohle, welche für die ganze Industrie,
aber besonders für den Eisenhüttenmann die wichtigste Grundlage bilden.
Glücklich das Land, welches viele Steinkohlen besitzt! Deutschland ist daran
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden]]
TM Hauptwörter (200): [T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral]]
Extrahierte Ortsnamen: Mitteldeutschland Polen Deutschland
Autor: Gehrig, Hermann, Sonnenschein, A., Oldenburger, G.
Jahr der Erstauflage_wdk: 1905
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Bergmännische Schule, Hüttenmännische Schule
Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
Geschlecht (WdK): Jungen
Aus dem praktischen Betrieb des Bergbaues
205
hauptsächlich an der Bildung der Steinkohle beteiligt sind, aufgehört hatte.
An ihre Stelle ist eine Pflanzenwelt getreten, die eine Mannigfaltigkeit
der Arten zeigt, wie wir sie heute nur in wärmeren Ländern finden. Das
ist ein Beweis dafür, daß damals in Mitteleuropa ein anderes Klima
geherrscht hat als heute. Darauf weiß auch die große Anzahl immer-
grüner Gewächse, sowie verschiedener Palmenarten hin, die wahrschein-
lich unserem heutigen, langandauernden Winter nicht widerstanden haben
dürften. Neben ihnen finden wir Bäume, die zwar auch ein wärmeres
Klima verlangen, als es augenblicklich nördlich der Alpen herrscht, die
aber auch in unserer Zeit noch dem südlichen Teil der gemäßigten Zone
angehören, und deren nächste Verwandte in den Mittelmeerländern, in
Kleinasien, Persien, China, Japan, sowie im südlichen Teil der Ver-
einigten Staaten fortleben. Dahin gehören vor allem Lorbeerbäume,
Myrten, Zypressen usw. Auch Gewächse, die noch heute in unseren Län-
dern vorkommen, wie z. B. Erle, Weide, Birke, Buche, sowie der Ahorn
sind nachweisbar an der Bildung der Braunkohle beteiligt, außerdem
eine Reihe nicht mehr lebender Pflanzen, z. B. Cordaiden als Übergangs-
formen zwischen Palmen und Nadelhölzern, sowie eine große Anzahl von
Sumpf- und Strauchgewächsen. Aus dieser Pflanzenwelt einer vorge-
schichtlichen Zeit iß nun durch Verkohlung die Braunkohle entstanden,
ähnlich wie noch heute auf künstlichem Wege die Holzkohle in den Mei-
lern erzeugt wird. Nachdem die mächtigen Baumriesen infolge ihres Alters
oder durch Sturm und Erdbeben gestürzt waren, mußten sie, um erhalten
zu werden, sorgsam von der Außenluft abgeschlossen werden. Moos und
Gras bedeckten die gesunkene Pflanzenwelt, die durch das überflutende
Wasser mit Saud und Ton überschwemmt wurde. So konnte sich unter
Luftabschluß, begünstigt durch den Druck per höhergelegenen Schichten,
die Umwandlung der in der Hauptsache aus Kohlenstoff, Wasserstoff und
Sauerstoff bestehenden Pflanzenwelt vollziehen. Da bei der Verkohlung
sich der Sauerstoff zunächst mit Wasserstoff zu Wasser verbindet, dann
Sauerstoff mit Kohlenstoff in Verbindung tritt, wobei Kohlensäure ent-
steht, so leuchtet ein, daß der Vorgang zunächst auf Kosten des Sauer-
stoffes, dann des Wasserstoffes vor sich geht, während sich der Kohlen-
stoff relativ anreichern muß, und zwar um so mehr, je länger die Um-
wandlung gedauert hat. Während die Pflanzenfaser etwa zur Hälfte Koh-
lenstoff enthält, besitzt die Braunkohle in getrocknetem Zustande schon
70 o/o, die Steinkohle sogar 83 °/o Kohlenstoff.
Die rheinische Braunkohle wird nur in Tagebauen gewonnen. Zu
dem Zweck wird zunächst das aus Ton oder sandigem Kies bestehende
Deckgebirge durch Bagger abgeräumt. Durch die Bagger werden Eimer,
welche die Form von hohlen Schaufeln haben und an Gelenkketten be-
festigt sind, hochgezogen. Die auf diese Weise gehobenen Massen werden
selbsttätig in Wagen von Feldbahnen gestürzt, die beit Abraum zunächst
auf besondere Halden fahren, bis durch die Kohlengewinnung im Tage-
bau Raum zum Verstürzen desselben frei geworden ist. Der Bagger steht
auf Schienen und bewegt sich an dem leeren Zug entlang, wobei ein
Wagen nach dem anderen gefüllt wird. Beim Abbau der Braunkohle,
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit]]
Extrahierte Ortsnamen: Mitteleuropa Kleinasien Persien China Japan
Autor: Gehrig, Hermann, Sonnenschein, A., Oldenburger, G.
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Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
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Schulformen (OPAC): Bergmännische Schule, Hüttenmännische Schule
Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
Geschlecht (WdK): Jungen
B. Landschaft
277
99. Der Dortmund Ems-Kanal.
1. Vor manchen anderen Gegenden unseres deutschen Vaterlan-
des hat die Natur das Land der Roten Erde, die Westfälische Mark,
ausgezeichnet. Fruchtbare Kornfelder und reiche Obstgärten dehnen
sich im Norden und Osten Westfalens aus und bieten freigebig ihre
Schätze. In den Bergen des Siegerlandes und des Ruhrtals ruhen
Kohle und Eisen, jene mächtigen Grundlagen unserer heimischen In-
dustrie, und das herrliche Sauerland, die Westfälische Schweiz, er-
freut den Wanderer und den Naturfreund durch seine unvergleich-
lichen Eichenwälder und Tannensorsten. Überreich hat die Natur das
schöne ßstitb gesegnet. Nur in einem Teile ist sie geizig gewesen: die
großen Ströme, mit denen sie andere Provinzen so reichlich bedachte,
sind dem westfälischen Lande vollständig versagt geblieben. Um so
dringender trat mit dem gewaltigen Emporblühen der Kohlen- und
Eisenindustrie das Bedürfnis künstlicher Wasserwege im Niederrhei-
nisch-Westfälischen Steinkohlengebiete zutage. Lange Jahre hindurch
trug man sich mit dem Gedanken, eine Kanalverbindung zwischen der
westfälischen Jndustriegegend und den Welthandelsplätzen der deut-
schen Nordsee herzustellen, um die Eisen- und Kohlenwerke im Wett-
bewerbe mit dem Auslande zu kräftigen uitb den Erzeugnissen un-
serer Industrie durch die weniger kostspielige Verbindung mit den
Verbrauchsgegenden größere Absatzgebiete zu erschließen. Wenn wir
bedenken, daß die niederrheinisch-westsälischen Werke den weitaus
größten Anteil an den industriellen Erzeugnissen Deutschlands ha-
den, daß hier zum Beispiel gegenwärtig über 100 Millionen Tonnen
Steinkohlen alljährlich gefördert werden, dann muß der Mangel an
genügenden Verkehrsbedingungen ins Auge fallen. Mehr denn 40
Jahre hat es bedurft, ehe der Gedanke seine Verwirklichung gefun-
den, und während dieser Zeit ist der deutschen Industrie manche
Barre Goldes zugunsten ausländischer Nebenbuhler verloren gegan-
gen. Aber nun ist das gewaltige Werk vollendet, das den kommenden
Geschlechtern Zeugnis geben wird von dem, was deutscher Fleiß und
deutsche Schaffenskraft zu leisten vermochten.
2. Wie ein silbernes Band zieht sich der Dortmund-Ems-Kanal
anfänglich von Westen nach Osten, dann im allgemeinen nördlich,
durch grüne Wiesentäler und grasreiche Auen, zu deren Seiten dichte
Eichen- und Buchenwaldungen freundlich herniedergrüßen. Hier
und da lugen schmucke Bauernhäuser aus dem Laubesdunkel hervor.
Die gebirgige Bodengestaltung hat an manchen Orten die schaffende
Hand des Ingenieurs erfordert, und zahlreiche Brücken und Viadukte
überspannen den Kanal. So ist namentlich die Lippebrücke bei Olfen
ein wahres Meisterstück der Jngenieurkunst. Manches Hindernis hat
aus dem Wege geräumt, manches Bauwerk hat geschaffen werden
müssen, um den Bau des Kanals zu ermöglichen. Die bedeutendste
Anlage dieser Art ist das große Schiffshebewerk bei Henrichenburg
(Abb. 78). Hier weiß der Beschauer nicht, ob er mehr staunen soll
über die Riesenarbeit, über die Gewalt und die Größe des Werkes,
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser]]
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Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
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294 Vi. Abschnitt. Ans Heimat und Vaterland
Deutsch-Südwestafrika erstreckt sich nördlich vom Oranjefluß
und ist um die Hälfte größer als Deutschland, kommt aber an Zahl der
Bewohner nur etwa der Stadt Königsberg gleich (200—250000). Im
Norden wird sie von portugiesischem, im Osten und Süden von britischem
Gebiete begrenzt. Durch den schmalen, nach Osten vorspringenden Ca-
privizipfel erhält sie im Nordosten Zugang zum Zambesi, der bedeutend-
sten Wasserstraße Südafrikas. Die Küste ist leider sehr flach, daher hafen-
arm, und hat meist eine sehr hohe Brandung, so daß Schiffen die An-
näherung sehr erschwert ist. Der Hauptlandeplatz ist Swakopmund, wo
man eine 275 m lange Brücke (Mole) ins Meer hineingebaut hat. Die
südlich davon gelegene und den Engländern gehörige Walfischbai ist ver-
sandet. Auch in die beiden Grenzströme im Süden und Norden der Kolo-
nie können wegen Versandung ihrer Mündungen Seeschiffe nicht einfah-
ren. Besser geeignet zum Anlegen der Schiffe ist die im Süden gelegene
(deutsche) Lüderitzbucht. Von hier und von Swakopmund aus hat man
denn auch Eisenbahnen ins Innere gebaut. Die eine führt von Swa-
kopmund aus nach Nordosten in das (Otawi-) Kupfergebiet, eine andere
von Swakopmund nach Windhuk, der Hauptstadt des Landes, und eine
dritte von Lüderitzbucht nach Keetmanshoop, dem Hauptorte des Südens.
Die Verbindilng zwischen Windhuk und Keetmanshoop ist vom Reichs-
tage bereits bewilligt.
Obgleich zwei Drittel von Südwestafrika in den Tropen liegen, so
ist doch das Klima fast nirgends tropisch und daher auch für Europäer
zuträglich. Der hier vorwaltende Südwestwind führt zwar abgekühlte Luft
in das erhitzte Land, vermag aber nur regelmäßige, schwere Nebel, doch
keine oder nur sehr geringe Niederschläge hervorzurufen. Nur nach Nor-
den hin kommt es zu wirklichen Regenfällen und nehmen Trockenheit und
Verdunstung infolgedessen ab. Die Nächte bringen in Südwestafrika eine
überaus starke Abkühlung linb Taubildung. Tie kühlsten Monate — die
Jahreszeiten sind den unsrigen entgegengesetzt — weisen tagsüber noch
Temperaturen bis zu 28 ° Wärme auf, während nachts ein Temperatur-
sturz bis zu 9 o unter Null stattfinden kann.
Den klimatischen Verhältnissen entsprechend ist der Pflanzenwuchs
dürftig und besteht aus Steppengras und undurchdringlichem Dorngebüsch.
Nur im mittleren Teile, dem Gebiete der Hereros, finden sich vereinzelte
Akazicnbänme, und im nördlichen Gebiete, wo die kriegerischen Ovambos
wohnen, entfaltet sich infolge der größeren Regenmenge ein reicher tro-
pischer Pflanzenwnchs. Hier breiten sich einzelne Waldbestände ans mit
Fächerpalmen und dem unförmlichen Affenbrotbaum oder Baobab, und
hier finden sich auch noch die großen Tiere, wie Elefant, Nashorn, Giraffe
und Löwe, während Antilopen, Zebras, Hyänen, Schakale und Strauße
fast durch das ganze Gebiet vorkommen.
Im Norden wird das Gebiet bewohnt von den ackerbauenden Ovam-
bos, in der Mitte von den Hereros und im Süden von den Hottentotten.
Für die letzteren wurde, nachdem sie durch ihre Aufstände die Entwickelung
der Kolonie empfindlich geschädigt hatten, der Arbeitszwang eingefübrt, dem-
zufolge jeder von ihnen nachzuweisen hat, daß er bei einem Weißen in Arbeit steht.
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Autor: Gehrig, Hermann, Sonnenschein, A., Oldenburger, G.
Jahr der Erstauflage_wdk: 1905
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Bergmännische Schule, Hüttenmännische Schule
Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
Geschlecht (WdK): Jungen
B. Landschaft
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Ganz Südwestafrika ist mit Ausnahme des Gebietes der Ovambos,
das während der Regenzeit größtenteils unter Wasser steht, für den Euro-
päer bewohnbar. Doch ist eine Massenauslvandernng dorthin aus dem
Grunde ausgeschlossen, weil nur da Ackerbau getrieben werden samt, wo
eine künstliche Bewässerung möglich ist. Die Viehzucht ist noch einer be-
trächtlichen Hebung fähig, wenn nur erst mehr Wasserplätze vorhanden
sind und einer etwaigen Dürre durch Anbau von Futterpflanzen begegnet
werden kann. Als Zuchtvieh kommt in Betracht Rindvieh, Schafe, An-
goraziegen und Strauße; lebendes Schlachtvieh auszuführen hindert aber
der wüstenhafte Küstensaum.
Auch als Bergbaugebiet wird die Kolonie wahrscheinlich eine Zu-
kunft haben. Im Norden ist bereits das Knpferlager von Otavi erschlossen
und durch eine Bahn, wie bereits erwähnt, mit Swakopnnlnd verbunden.
An der Lüderitzbucht machte man erhebliche Diamantfunde, und für diese
allein betrug 1909 die Abgabe ans Deutsche Reich 15 Millionen Mark.
Der Wert der in die Kolonie eingeführten Gegenstände, darunter vor
alleni Getränke, Konserven und sonstige Verzehrungsgegenstände, Eisen,
Baumaterialien, Textilwaren, Tabak und Maschinen belief sich insgesamt
auf 24 Millionen Mark.
Ostafrika, das größte, volkreichste und wichtigste von allen deut-
schen Schutzgebieten, ist doppelt so groß lute Deutschland und hat etlua die-
selbe Einwohnerzahl wie unsere Rheinprovinz (7 Millionen). Etwas süd-
lich des Äquators dehnt es sich vom Indischen Ozean westlich bis an die
großen afrikanischen Seen und im Norden vom Viktoriasee und dem mäch-
tigen Kilima-Ndscharo (d. h. Berg des Geistes) südlich bis zum Nyassa-
See und dem Rovuma.
Der Küstenstreif ist fruchtbar, aber feuchtheiß und darum für Euro-
päer ungesund. Ausnahmen bilden die Höhen, wie z. B. im Dschaggalande
am Südabhange des Kilima-Ndscharo, wo das Klima ihnen zuträglich
ist. Die im Küstengebiete durch alle Jahreszeiten hindurch herrschende
gleichmäßig hohe Temperatur von etwa 26 o zwingt leider die eingewan-
derten Deutschen, mindestens nach einigen Jahren Aufenthaltes Erholung
unter einem kühleren Himmelsstrich zu suchen, selbst wenn ihre Gesund-
heit nicht durch die dort heimischen Krankheiten (Fieber und Dysenterie)
angegriffen ist. Der heißeste Monat, der Februar, hat eine Durchschnitts-
wärme von 28 0 und der kälteste, der Juli, eine solche von 23 o C. Auf dem
schlammigen Ufersaum wächst der einen Gerbstoff liefernde Mangrove-
baum, welcher aus Stamm und Ästen Luftwurzeln hinab in den Schlamm
sendet, so daß zur Zeit der Flut, wenn das Wasser die Wurzeln bedeckt,
solche Mangrovebestände den Eindruck eines ins Meer versunkenen Waldes
machen. Die höheren Uferböschungen tragen dichten Busch, untermischt
mit Kokospalmen und Affenbrotbäumen, die durch Bananenpflanzungen
der Eingeborenen unterbrochen werden. Ganze Herden von Antilopen
und Zebras und kleinere Rudel des afrikanischen Büffels durchstreifen
die Hochebenen; Nashorn, Hyäne und Leopard finden sich überall; doch
sind Löwe und Elefant schon seltener gelvorden.
Die Eingeborenen Ostafrikas sind Bantuneger und treiben meist Acker-
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Extrahierte Personennamen: Südwestafrika
Extrahierte Ortsnamen: Deutsche_Reich Ostafrika Deutschland Nyassa-
See Rovuma Kilima-Ndscharo Ostafrikas